So also sieht sie aus, die MS "DEUTSCHLAND"

So also sieht sie aus, die MS "DEUTSCHLAND"
Seht Ihr "unsere" Kabine? Ich habe sie markiert.

Donnerstag, 4. Februar 2010

12.02. Montevideo









Heute morgen machen wir in Montevideo fest und steigen nach dem Frühstück zu Margareta in den Bus. Sie wird uns die Stadt zeigen. Sie ist in Uruguay als Tochter ostpreußischer Eltern geboren worden, nachdem diese kurz nach dem Krieg dorthin ausgewandert waren.

Die Enttäuschung über das, was wir dort zunächst sehen, ist groß.Gestern das großzügige, saubere und intakte Buenos Aires, heute Montevideeo. Es macht auf uns einen engen, verwahrlosten, ja herunter gekommenen Eindruck. Der Zeitplan ist sehr eng, sodass wir fast nirgends aussteigen können.

Margareta mit ihrem breiten, ostpreußischen Dialekt - wie ich ihn in Deutschland selten so ausgeprägt gehört habe - und mit ihrer erfrischend direkten Art versöhnt uns jedoch schnell. Kleine Kostprobe? „ Ich habe 30 Jahre im Bett jelejen und habe Kinder jemacht. Das wurde mir dann zu langweilich und ich habe mich aufs Fahrrad jeschwungen und bin quer durch Urugay jefahren. Allein. Durch Uruguay.“ vertraut sie mir in einer kleinen Pause an.Oder kurzer Geschichtsabriss: “Zunächst haben die Urugayer die äußeren Feinde abjewehrt, die Argentinier und Brasilianer und Spanier. Dann haben se sich jejensetig in die Wolle jekricht (sie meint den 6-jährigen Bürgerkrieg ). Aber dann haben se den Kriech an den Nagel jehängt und sich ums Land jekümmert.“

Margareta hat zusammen mit ihrem Mann eine Rinderfarm betrieben, heute macht ihr Mann das allein. Sie wohnt jetzt in einer Stadtwohnung im 9. Stock mit Blick auf den Rio de la Plata, zusammen mit 2 ihrer Töchter und 4 Katzen, und ist Fremdenführerin.

Und sie erzählt, dass Uruguay jetzt einen ehemaligen Tupamaro als Präsidenten hat. Das ist etwa so, als hieße unsere Bundeskanzlerin nicht Merkel sondern Ensslin, nach einer Phase der Läuterung zur Pastorin oder Ärztin. Es gibt heute Wahlpflicht, eine Pflicht mit Sanktionen bei Nichterfüllung. Wer keinen Nachweis erbringen kann, dass er gewählt hat, erhält keine staatliche Unterstützung, u.U. keinen Job. Alle 15 km befindet sich eine Schule, auch auf dem Land. Margaretas Töchter gingen auf unterschiedliche Schulen, „Gott, da haben se mit 15 jede ein Motorrad jekricht und sind damit zur Schule jefahren.“

Oder sie holt eine Thermosflasche aus ihrer Umhängetasche und läßt uns die uruguayische Variante des südamerikanischen Nationalgetränk, den Matetee, probieren, so, wie man es hier macht, mit einem Strohhalm aus einer Art Kalebasse. Mir hat er gut geschmeckt, vielen anderen war er zu bitter.





Die Flaschenbäume heißen Flaschenbäume, weil ihre Stämmen als Wasserreservoir dienen und dann die Form von Flaschen annehmen