Puh, das ist alles garnicht so einfach!!
Wird sind heut morgen hier in Salvador angekommen und haben das erste Mal Gelegenheit zu einem eigenen Landgang. Ich benutze diese zu dieser Nachricht.
Es gibt Schwierigkeiten mit dem Zugang zum Internet vom Schiff aus. Aber ich arbeite daran. Die fehlenden Eintraege hole ich bestimmt nach. Der 1. Zeitungsbericht ist schon unterwegs. Ich werde ihn bei naechster Gelegenheit auch hier veroeffentlichen. Un die Bilder dazu natuerlich auch.
Wir erleben eine wirklich grossartige Reise. Heute morgen hat es das erste Mal ein wenig geregnet, sonst immer Sonnenschein, schwuele Hitze und grossartige Erlebnisse und Erfahrungen auch an Bord.
Ich sitze hier im Hafenterminal im Internetcafe und moechte nur loswerden, dass es uns gut geht und ich den blog immer aktualisieren werde, wenn der Zugriff vom Schiff geregelt ist.
Jetzt muss ich aufhoeren, in 15 Minuten muss ich an Bord sein, weil anschliessend weiter geht nach Natal.
Herzliche Gruesse
Christine und Juergen.
So, und hierr jetzt mein 1. Bericht:
Aus Bremen im Schneegestöber und bei Minusgraden über München mit Enteisung der Tragflächen kommen wir nach 14-stündigem Flug morgens um 9:30 bei strahlendem Sonnenschein und 30 ° in Buenos Aires an, dem Startpunkt unserer Reise mit der MS „Deutschland“.
Während einer kleinen Rundfahrt bekommen wir erste Eindrücke von der Stadt. Sie führt uns durch breite Straßen und vorbei an großen Parks. Der Verkehr ist nicht sehr stark, der morgentliche Stoßverkehr bereits abgeebbt.
Wir fahren auch am alten Hafen vorbei und werden ein bißchen an die Hamburger Speicherstadt erinnert. Hier wie dort sind die Lagerhallen umgebaut worden in Büros, Wohnungen und Restaurants. In einem dieser Restaurants merken wir, dass der Ruf des argentinischen Rindfleischs und Weins zu Recht besteht.
Apropos Hafen. Heute ebenso wie früher ist der Hafenbetrieb sehr bedeutungsvoll für Buenos Aires. Deshalb nennen sich die 4 Millionen Einwohner auch „Portenos“. Sie leben von und mit ihm, z. B. im Stadtteil La Boca. Dieser präsentiert sich farbenfroh. Warum? Nun, beim Streichen der Schiffe in den Werften fallen immer wieder Farbreste an. Diese wurden dann für das eigene Haus verwendet. Sehr praktisch. Auch das Leben und Treiben war südländisch bunt. Den Tango tanzte man hier in den Kneipen zum ersten Mal. Noch heute erinnern viele Tangoschulen und -lokale daran.
Und wer kennt ihn nicht, La Boca, den größten Fußballverein im fußball-begeisterten Argentinien. Hier ist seine Heimat. In dem Stadion, das mit seiner gelben Fassade unerwartet zwischen den engen Straßen auftaucht, feiern die 60 - 80000 Anhänger ihre Fussballhelden. Allen voran immer noch ihren größten, Maradonna. Sein Abbild grüßt von vielen Wänden.
Natürlich gehen die Einwohner von Buenos Aires den gleichen Berufen nach wie bei uns: sie sind z. B. Handwerker, Hausfrauen, Kaufleute, Ärzte, Lehrer oder Psychiater. Einen Job allerdings gibt es dort, den wir bei uns vergeblich suchen: Hundeausführer.
Was ist das denn? Nun, sich einen Hunde zu halten, gehört traditionell in Argentinien in bestimmten Kreisen zum Lebensbild. Und so ein Hund muss ab und zu Gassi gehen. Wie macht man das jedoch, wenn man keine Zeit oder Lust dazu hat? Nun, man schließt einen Vertrag mit einem Hundeausführer. Der kommt vormittags vorbei, holt den Hund ab und führt ihn aus. Aber nicht nur diesen. Manchmal sind es bis zu 15 Hunde, die da fröhlich und sehr gehorsam ihrem zeitweiligen Herrchen folgen. Diese Hundeausführer sind häufig zu sehen in den Straßen und Parks. „Kann der davon denn leben?“ „Rechnen wir einmal nach,“ schlägt Margareta, unsere Reiseführerin, vor, „pro Hund werden 100 - 150 Pesos monatlich für einen Gang täglich bezahlt, meistens folgt noch ein zweiter am Nachmittag. Auf diese Weise kommen schnell 3000 Pesos zusammen. Nicht schlecht oder? Für hiesige Verhältnisse ein durchschnittliches Monatseinkommen.“
Am nächsten Tag verlasssen wir Buenos Aires in Richtung Montevideo und Rio de Janeiro. Nein, zunächst nicht über den Atlantik, sondern über den Rio de la Plata, den Silberstrom. Aber er wird hier leicht mit dem Ozean verwechselt, denn er ist an dieser Stelle fast 200 km breit- der breiteste Fluss der Erde. Seinen Namen gaben ihm übrigens die Spanier, wohl in erwartungsvoller Vorfreude. Sie hatten dabei ihre Karavellen im Sinn, voll beladenen mit Silber und anderen Preziosen, den Strom hinab inRichtung Spanien segelnd. Daraus wurde aber bekanntlich nichts. Den wahren Reichtum übersahen sie, das fruchtbare, flache Land an seinen Ufern, von den Indios „pampa“ genannt. Gauchos kümmern sich dort um riesige Pferde-, Rinder- und Schafherden, Weizen, Mais und Soja werden angebaut, hier ist das Gebiet der Estanzias mit ihren weiten Ländereien.
Zwei Tage dann wirklich „auf See“ geben uns einen Einblick in den Betrieb eines schwimmenden Hotels mit z.Z. 300 Gästen an Bord: verwöhnt in drei Restaurants und vier Bars sowie unterhalten mit einem abwechslungsreichen Programm von Vorträgen und Veranstaltungen. Doch davon später mehr.
Dann, morgens um 8:00 taucht am Horizont die Silhouette von Rio auf. Wir sind 1100 Seemeilen unterwegs gewesen, knapp 1800 km. Die Sonne am wolkenlosen Himmel läßt das Thermometer auf fast 30 Grad steigen. Der leichte Wind bringt wegen der Schwüle nur wenig Abkühlung für uns Passagiere an der Reling. Und fast alle stehen jetzt dort, denn der Zuckerhut - und seine kleineren Brüder - sowie der Corcovado mit seiner 38 m hohen Christusstatue begrüßen uns. Wir genießen den Anblick dieser atemberaubenden Kulisse.
Dabei können wir uns Zeit lassen. Hier in Rio ist jetzt Karneval und heute Rosenmontag, der vorletzte Tag. Dem müssen auch die Fahrpläne der Passagier- und Handelsschiffe ihren Tribut zollen. Der Lotse, der uns in einen der schönsten Naturhäfen der Erde, in die Guanabara-Bucht, führen soll, ist zu allererst Brasilianer und dann erst Lotse und demonstriert uns südamerikanische Pünktlichkeit. Wir erreichen die Pier mit einstündiger „Verspätung“, um einen Begriff aus dem Bereich europäischer Zeitvorstellungen zu verwenden.
Die Busse für eine halbtägige Stadtrundfahrt warten bereits außerhalb des Hafenterminals. Wir nehmen gern die Gelegenheit wahr, auf diese Weise erste Eindrücke einer uns noch fremden Stadt zu bekommen. Einreiseformalitäten bleiben uns erspart, wir können gleich starten. Die Liste der Sehenswürdigkeiten von Rio de Janeiro ist lang, zu lang für unsere Tour. Die historischen Plätze und Häuser bzw. andere Bauwerke aus der Kolonialzeit, die uns von ihrer Geschichte erzählen könnten, die Kathedralen und Kirchen, Museen, aber auch die modernen Einkaufsstraßen und die vielen herrlichen breiten und weißen Strände bleiben der Entdeckung während eines späteren Besuchs vorbehalten.
Nach dieser Fahrt bleiben uns die vielen exotischen Bäume im Gedächtnis. Sie zeigen uns trotz der fortgeschrittenen Jahreszeit - hier auf der südlichen Hälfte der Erde neigt sich der Sommer langsam dem Ende zu - ihre Blüten noch in vielfältigen Formen und Farben. Und Werner, unser einheimischer Reiseleiter, berichtet uns stolz, dass Müllabfuhr und Straßenreinigung mindestens zweimal täglich für die auffallende Sauberkeit sorgen.
Das Alles können wir kurz darauf von oben betrachten. Wir fahren mit einer Zahnradbahn - natürlich ein schweizer Fabrikat - 700 m hinauf auf den Corcovado. Ein kleiner Trick unseres Reisführers bewahrt uns davor, stundenlang in der Hitze auf eine der beiden Bahnen mit ihren zwei Waggons warten zu müssen. Zunächst sind wir beindruckt von der Christusstatue, die hoch in den tiefblauen Himmel ragt. Und dann begreifen wir, weshalb diese Stadt auch ciudad maravilhosa - die wunderbare Stadt - genannt wird. Der Anblick von hier oben ist überwältigend. Die Stadt schmiegt sich um die Guanabara-Bucht. Die bewaldeten Hügel geben sich sanft, nur der Zuckerhut mit seiner charakteristischen Form zeigt seinen nackten Granit, links der Strand von Copacabana, rechts der von Ipanema. Beide stahlen uns weiß entgegen mit ihren bunten (Sonnenschirm-)Punkten. Diesen Blick vergisst man nicht.
Abends dann die Attraktion des Tages, Karneval in Rio. Gefeiert wird er in der ganzen Stadt, natürlich. Weltbekannt jedoch ist der Wettstreit der Sambaschulen im Sambodrom. Dieses Sambodrom ist ein von der Stadt eigens für diesen Zweck errichteter Straßenzug von 900 m Länge mit Tribünen für zig-tausende von Zuschauern. Genutzt wird es nur einmal jährlich, ausschließlich für diese Veranstaltung: 40 Sambaschulen mit jeweils 5 000 Beteiligten bewerben sich an diesem Wochenende um den ersten Platz. Dafür präsentieren sie zu lautstarken Sambaklängen ihre phantasievollen Kostüme und Wagen in einer fast unvorstellbaren Vielfalt und Farbenpracht. Für diese Darbietung haben sie jeweils genau 80 Min. Zeit. Wir erleben zwei Sambaschulen, also 10.000 kostümierte Sambatänzer, und verlassen das Sambadron nach vier Stunden mit dröhnenden Ohren. Welch ein Erlebnis - ein absoluter Höhepunkt!